Wenn es um die Entscheidung geht, welche Ausbildung oder welches Studium nach der Schule die richtige Wahl für dich ist, haben deine Eltern natürlich auch eine Meinung, was aus ihrer Sicht das Beste für dich ist. Die Frage, die sich stellt ist: Ist die Empfehlung deiner Eltern das richtige für dich oder eigentlich das richtige für deine Eltern?
Eltern stehen bei der Erziehung im Zwiespalt zwischen „Kind am Leben halten“ und „Kind eigene Erfahrungen sammeln lassen“
Deine Eltern haben dich ein Leben lang begleitet und dafür gesorgt, dass du ein Dach über dem Kopf hast, dass du ausreichend Essen und Kleidung hast, dass du lernst, dass du deine Fähigkeiten entfalten kannst, dass du vieles ausprobierst und vor allem haben sie dafür gesorgt, dass du sicher bist, dass du dich nicht verletzt. Sie haben Gefahren von dir fern gehalten, indem sie Steckdosen und Schubladen kindersicher gemacht haben, so dass du kein giftiges Reinigungsmittel trinkst. Sie haben dafür gesorgt, dass du weißt wie du eine Straße überquerst und nicht vor ein Auto rennst. Immer standen deine Eltern vor dem Zwiespalt: Das Kind muss seine eigenen Erfahrungen sammeln – gleichzeitig soll es sich nicht verletzen oder im schlimmsten Fall sterben.
Für Eltern ist Sicherheit bei der Berufswahl wichtig
Gerade bei der Berufswahl ist oft die Sicherheit, also dein finanzieller Schutz, ein zentraler Faktor, der deine Eltern beeinflusst, wenn sie dir einen sicheren Job empfehlen. Sicherheit bedeutet bei Berufswahl und bei der Studienwahl ein Beruf, in dem du Geld verdienst, wo du verbeamtet wirst und somit nicht arbeitslos wirst. Deine Eltern wünschen sich eine Ausbildung, ein Studium mit guten Zukunftsaussichten, d.h. ein Beruf, der immer gebraucht wird. Es kann auch sein, dass sie dir etwas Solides empfehlen, weil sie einige der neuen Berufe nicht kennen oder als seltsam und verrückt ansehen. Es kann auch sein, dass sie völlig falsche Vorstellungen von einer Ausbildung oder einem Studium haben, dass dir gefällt.
Was kannst du also tun, wenn Mama und Papa sagen „Mach was Sicheres“ und du davon träumst zum Beispiel etwas „Kreatives“ zu machen.
Deine Eltern sind nicht du
Jetzt bist du in einem Alter, in dem du deine eigenen Entscheidungen treffen kannst und treffen sollst, denn Teil deiner Entwicklungsaufgabe als Teenager oder als Twen ist es, dein Leben zu planen und dazu gehört auch DEINE Ausbildungssuche bzw. DEINE Studienwahl. Dass DEINE Ideen nicht unbedingt dieselben wie die deiner Eltern sind, ist ganz normal – denn du bist nicht deine Eltern und deine Eltern sind nicht du. Du willst dich selbst verwirklichen, deine Interessen umsetzen, die weite (Berufs-)Welt entdecken – und das sind andere Werte und Ziele als die deiner Eltern, die in einer anderen Zeit aufgewachsen sind, die andere Interessen und Werte haben als du und die jetzt auch in einer anderen Lebensphase sind.
Für dich ist jetzt die Zeit, in der du ausprobieren kannst, was dir gefällt und was dich anspricht.
Wie gehst du am besten mit diesem Zweispalt um?
Den Eltern zuhören, nachfragen und sich selbst erklären
- Hör dir an, was deine Eltern vorschlagen und frage sie, warum genau sie dir diesen Berufsweg empfehlen.
Ist es ein Berufsvorschlag, der deine Stärken und Interessen aufgreift? Falls ja, dann schau es dir durchaus genauer an, denn deine Eltern kennen dich wahrscheinlich gut. - Frage sie danach, warum sie ihren Beruf gewählt haben? Frage sie, ob sie glücklich damit sind oder ob sie etwas anderes machen würden.
- Erkläre deinen Eltern, was dir bei deiner Berufswahl wichtig ist, und was dir dein Wunscberuf bedeutet.
Ganz oft ist es keine Entscheidung zwischen „Selbstverwirklichung“ und „Sicherheit“ – sondern die Frage lautet:
Wie kannst du dich selbst verwirklichen UND dafür sorgen, dass du Geld verdienst und damit eine finanziell sichere Zukunft hast.
Nimm dein eigenes Paar Schuhe!
Du kannst natürlich machen, was deine Eltern sagen, weil du zu faul bist selbst zu suchen oder weil du keinen Streit möchtest. Wenn es aber etwas ganz Anderes ist als was dich begeistert, dann ist es fast so als würdest du die Schuhe deiner Eltern anziehen, die zwei Nummern zu groß oder zu klein sind. Darin kannst du anfangs laufen aber je länger du die Schuhe trägst, desto mehr reiben und drücken sie, du rutschst heraus, du stolperst oder du reibst dir Blasen, weil dir die Berufswahlschuhe einfach nicht passen. Und was machst du dann? Du kaufst dir ein neues Paar Schuhe. Warum also nicht gleich die eigenen Schuhe auswählen?
Steve Jobs hat mal gesagt: “The only way to do great work is to love what you do.” Er hat nicht gesagt, mach das, was deine Eltern wollen : ) In diesem Sinne: Triff eine gute Entscheidung.