Fehler bei der Berufswahl sind unvermeidlich. Das wichtige ist, dass du daraus lernst. Deswege erzähle ich dir einmal, welche Fehler ich bei der Berufswahl gemacht habe und wie du diese Erfahrungen für dich nutzen kannst.
Als ich 15, 16, 17 Jahre alt war, stand ich auch vor der Frage: Was mache ich nach der Schule? Ich weiß noch ganz genau wie ich dachte:
„Zum Glück habe ich noch etwas Zeit, bevor ich mich für einen Beruf entscheiden muss, den ich mein Leben lang mache.“
Berufswahl Fehler 1: Berufswahl ist nicht der Moment, in dem du dich entscheidest!
Und zack: Da hatte ich direkt den ersten Fehler gemacht, den man bei der Berufswahl machen kann. Ich dachte, ich muss mich erst am Ende der Schulzeit mit Berufswahl beschäftigen und bis dahin kann ich machen, was ich will. Und ich wollte natürlich lieber Zeit für meine Hobbys und Zeit mit Freunden verbringen.
Was ich nicht wusste: Berufswahl ist ein Prozess. Berufswahl ist sozusagen eine längere Zeit, in der man sich informiert, welche Berufswege es gibt. Berufswahl ist eine Zeit, in der man herausfindet, wer man selber ist und was einem im Leben wichtig ist. Und es ist eine Zeit, in der man Dinge ausprobieren sollte. Ich habe so gut wie nichts ausprobiert, denn wir mussten nicht einmal Schülerpraktika machen. Verrückt, oder?
Berufswahl Fehler 2: Den Berufsweg kurzfristig planen
Meine zwei letzten Schuljahre gingen dann natürlich super schnell vorbei und mir war vieles wichtiger als Berufswahl. Langfristig habe ich überhaupt nicht gedacht und deswegen habe ich mich auch nicht für Ausbildungen beworben. Ich wusste nicht einmal, dass man für bestimmte Ausbildungen so lange im Voraus planen muss. Damit du es jetzt schon weißt:
Es gibt Ausbildungen und auch Duale Studiengänge, für die musst du dich ein Jahr vor dem Ausbildungsbeginn bewerben.
Du musst also spätestens am Anfang deines letzten Schuljahres Bewerbungen schreiben.
Berufswahl Fehler 3: Keine Ideen sammeln
Ich habe mich nie hingesetzt und eine Liste mit Berufsideen geschrieben, die ich richtig spannend finde. Heute habe ich ein Notizbuch, in das ich Berufe und Unternehmen schreibe, die ich spannend finde und in denen ich gern einmal arbeiten würde. Auf die Liste schreibe ich auch die Dinge, die ich gern einmal lernen möchte. Mein Tipp: Mach dir immer sofort Notizen, wenn du bei jemandem denkst: Cool, das würde ich auch gern machen.
Berufswahl Fehler 4: Keine ähnlichen Berufe suchen
Irgendwie habe ich dann doch drei Berufswege gefunden, die mir gefielen: Interkulturelles Management, Psychologie und die Beamtenlaufbahn bei der Polizei.
Drei ganz unterschiedliche Sachen, von denen eine wegfiel, weil ich zu kurz bin. Denn für die Polizeilaufbahn musste man damals mindestens 1,65m sein – ich bin nur 1,60m. Natürlich fand ich das ziemlich unfair und auch diskriminierend, denn die sportliche Prüfung hätte ich locker geschafft. Ich glaube aber mir war der Beruf bei Polizei nicht so wichtig.
Wenn du aber einen Wunschberuf hast, für den du aus irgendeinem Grund nicht geeignet bist, dann kannst du nach ähnlichen Berufen suchen. Google hilft dir dabei : ) Gib einfach ein: Berufe wie DEIN WUNSCHBERUF. Und schon findest du Alternativen. Du kannst auch so vorgehen, dass du dir aufschreibst, was du an dem Beruf besonders toll findest. Und dann fragst du Google nach: Berufe mit WAS DU TOLL FINDEST.
Fehler bei der Berufswahl Nr. 5: Nicht wissen, warum du den Beruf toll findest
Also blieben mir Interkulturelles Management und die Psychologie.
Ich weiß nicht mehr genau warum Interkulturelles Management wegfiel und ich mich für Psychologie entschieden habe. Bei Psychologie war es definitiv eine Interessensfrage. Mich hat damals einfach sehr interessiert, warum Menschen tun, was sie tun. Und das erfährt man in der Psychologie. Aber auch da gab es eine Hürde: Mein Abitur war zwar gut aber nicht gut genug um direkt die Zulassung zum Studium zu erhalten. Ich würde mindestens ein halbes Jahr Wartezeit haben.
Fehler bei der Berufswahl Nr. 6: Einfach abwarten und nichts tun
Und weil ich nach dem Schulabschluss nicht einfach rumsitzen, sondern mehr von der Welt sehen wollte, habe ich mich entschieden für ein Jahr als Au-Pair in die USA zu gehen. Und Überraschung: Darum habe ich mich dann tatsächlich lange im Voraus gekümmert, denn ich musste Kindergartenpraktikum vorweisen, einen Erste-Hilfe-Lehrgang machen, Babysittingstunden sammeln und allerhand Unterlagen zusammenstellen. Ein paar Wochen nach dem Schulabschluss bin ich in die USA geflogen. Wenn man etwas wirklich will, dann schaffst man das auch.
Fehler Nr. 7: Nichts ausprobieren, keine praktischen Erfahrungen sammeln
Ich habe am Anfang geschrieben, dass ich während der Schulzeit keine praktische Erfahrung gesammelt habe, weil ich kein Praktikum gemachte habe. Aber nur weil ich das während der Schulzeit nicht gemacht habe, heißt das nicht, dass man es nicht nach der Schulzeit machen kann.
Eine Auflage für mein Visum in den USA war zum Beispiel, dass ich Kurse an einem College belegen muss, wenn ich in den USA bin. Deswegen habe ich dann an einem Community College meinen ersten Kurs in Psychologie besucht. Zum Glück hat es super viel Spaß gemacht und ich wusste: Meine Entscheidung für Psychologie ist richtig.
Berufswahl Fehler Nr. 8: Keinen Plan B haben
Als ich nach dem Jahr aus den USA zurückkam, kam leider auch die Info, dass ich weiterhin auf meinen Studienplatz warten muss. Darauf war ich nicht vorbereitet. Zugegeben, ein bisschen Sorgen habe ich mir dann auch gemacht, weil ich nicht noch ein Jahr warten wollte. Ich hatte damals keinen guten Plan B. Ich habe dann gejobbt, einfach um etwas Geld zu verdienen. Aber schlauer wäre es gewesen, wenn ich ein Praktikum in meinen Wunschberuf gemacht hätte oder mir einen Job in meinem Wunschbereich gesucht hätte. Aber so weitsichtig war ich damals nicht und wie gesagt: So etwas findet man meistens auch nicht von heute auf morgen.
Ungefähr ein halbes Jahr nachdem ich zurück aus den USA kam, erhielt ich dann endlich den langersehnten Brief mit der Zusage zum Studium. Innerhalb von zwei Tagen habe ich meine Sachen gepackt und bin zum Studieren nach Hamburg gezogen. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn das nicht geklappt hätte. Ich bin überzeugt, es hätte einen Weg gegeben – aber besser wäre es natürlich gewesen, wenn ich mich rechtzeitig um Alternativen gekümmert hätte.
Fehler 9: Nicht von den Erfahrungen Anderer lernen
Wenn ich jetzt auf die Zeit meiner Berufsentscheidung zurückschaue, würde ich ein paar Dinge anders machen. Die konnte ich aber damals einfach nicht wissen, denn ich hatte ja all die Erfahrungen nicht, die ich heute habe, nachdem ich studiert habe, nachdem ich in der Berufsberatung, in Unternehmen, in Universitäten und in NGOs gearbeitet habe.
Mit all der Erfahrung, die ich jetzt habe, durch die Arbeit in der Studien- und Berufsberatung, im Projektmanagement, im Bereich Marketing, Kommunikation und Personal, denke ich manchmal, ich hätte auch eine Ausbildung oder ein Duales Studium machen können. Die wichtige Lektion ist: Das konnte ich vorher nicht wissen. Da ich aber nichts anderes ausprobiert hatte, konnte ich auch nicht herausfinden, ob etwas anderes vielleicht genauso gut oder noch besser für mich gewesen wäre.
Niemand weiß mit 14, 15, 16 oder 17, wie er sich entwickelt.
Wichtig ist so früh wie möglich viel auszuprobieren und kennenzulernen und die Erfahrungen Anderer für sich zu nutzen. Denn nur wovon du weißt, das kannst du dann wählen.
Unterstützung bei der Berufswahl
Ich hoff dir helfen meine Erfahrungen um deine beste Entscheidung zu treffen. Ich würde mich freuen, wenn du mir von deinen Erfahrungen schreibst. Denn auch deine Erfahrungen können ganz bestimmt anderen helfen.
Wenn du nach Unterstützung suchst, dann komm in unseren Berufswahlclub.
Oder hast du direkt eine Frage? Dann schick mir gleich eine Nachricht in dem Kontaktfeld am Ende des Textes.
Ich freu mich von dir zu lesen.
Deine Anica